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Perfektion im Glas: Die Landskron Brau-Manufaktur im Portrait

Preis für langjährige Produktqualität der DLG

Hinter den denkmalgeschützten Backsteinmauern der Landskron Brau-Manufaktur am Görlitzer Neißeufer wird heute noch immer nach traditionell-handwerklichem Verfahren und mit offener handgeführter Gärung gebraut. Die Biere dürfen hier in zwölf Meter tiefen Gewölbekellern bei vier bis fünf Grad Celsius besonders lange ausreifen. Damit ist Landskron Deutschlands größte Brau-Manufaktur, die in einem Industriedenkmal braut. Wir sprachen mit den beiden Geschäftsführern Uwe Köhler und Andreas Faustmann über die Kunst natürlich ausgereifte Meisterbiere in qualitativ hochwertiger Sortenvielfalt zu brauen.

Herr Köhler, Herr Faustmann, welche Kriterien spielen eine Rolle, um mit handwerklicher Braukunst qualitativ hochwertige Biere zu brauen?

Uwe Köhler: Alle Prozesse müssen darauf ausgelegt sein, eine kontinuierlich hohe Produktqualität zu gewährleisten – das ist die größte Herausforderung und die eigentliche Kunst des Bierbrauens. Um dies zu erreichen, ist viel Erfahrung erforderlich.

Andreas Faustmann: Für uns Braumeister ist es wichtig, dass wir auf die Qualität der Rohstoffe Einfluss nehmen können, denn deren Beschaffenheit ändert sich von Jahr zu Jahr und unterscheidet sich von Ernte zu Ernte. Da wir als Manufaktur nicht jeden Prozessschritt inline überwachen, benötigen wir hier ein gewisses Fingerspitzengefühl. Genau wie vor 150 Jahren erkennen wir am Kräusen in welchem Stadium sich das Bier befindet und wann wir die Schlaucherdecke abheben müssen.

Nach Abschluss des Gärprozesses wird das Bier in liegenden, stahlemaillierten Tanks kühl gelagert ...Faustmann: Hier wird dem Jungbier bei Temperaturen um den Nullpunkt noch einmal eine Pause von mehreren Wochen bis Monaten gegönnt. Während dieser Zeit erreicht es seine volle Reife, was wir in sensorischen Verkostungen überprüfen.

Inline-Messtechnik, wie sie typisch für industrielle Prozesse ist, kommt bei Landskron also nicht zum Einsatz?

Faustmann: Nein, bis auf zwei Sensoren zurTrübungsmessung arbeiten wir ohne Inline-Sensorik. Natürlich werden Qualitätskriterien wie Extrakt-, Alkohol- und Stammwürzegehalt oder die Trübung mittels entsprechender Laboranalytik überwacht. Genauso verhält es sich mit der CO2- beziehungsweise Sauerstoffmessung im Anschluss an die Filtration. Im Gegensatz zu industriellen Brauereien mit computergesteuerten Anlagen werden bei Landskron alle Biere von Hand durch erfahrene Braumeister geführt. Insofern spielt auch das Thema Industrie 4.0 aktuell kaum eine Rolle für uns.

„Industrie 4.0 ist keine Thema für uns. Alle Biere werden von Hand durch erfahrene Braumeister geführt.“

Kommen wir auf die Biere zu sprechen, die bei Ihnen von der DLG ausgezeichnet wurden ...

Köhler:  In diesem Jahr wurden erneut drei Landskron-Biere im Rahmen der DLG-Qualitätsprüfung ausgezeichnet. Die Sorten Landskron Kellerbier, Landskron Weizen sowie das Landskron Edelbitter erhielten die goldene Auszeichnung. Weitere Auszeichnungen gab es für unser Landskron Kellerbier und Landskron Weizen.

Faustmann: Zudem sind wir stolz, dass sowohl unser Kellerbier als auch das Weizen seit mehr als zehn Jahren zu den besten Bieren Deutschlands zählen – und damit zu den DLG-Classics. Nur Produkte, die mindestens fünf Jahren in Folge erfolgreich an den DLG-Qualitätsprüfungen teilgenommen haben, dürfen diese Auszeichnung führen.

Ihre Brauerei bietet eine große Vielfalt an Bieren. Wie wichtig ist das Thema heute?

Köhler: Derzeit sind 13 verschiedene Biersorten im Sortiment sowie ein naturtrübes Apfel-Radler und eine alkoholfreie Himbeer-Kirsch Fassbrause. Natürlich ist es für uns als Manufaktur anspruchsvoll, eine so große Vielfalt anzubieten. Anderseits darf man von einer Brauerei, die auf eine über 150-jährige Tradition zurückblickt, eine entsprechende Auswahl an Biere erwarten.

Faustmann: Mit Landskron Edelbitter bieten wir zudem Spezialitäten an, die über den klassischen Geschmacksbereich eines Weizen oder Pils hinausgehen. Exemplarisch hierfür steht auch unser Pupen-Schultzes Schwarzes – eine Brau-Spezialität mit deutlichen Lakritz- und Karamellnoten und mit Aromen nach Feigen und getrockneten Pflaumen, das nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut ist.

Welches ist die größten Herausforderung, wenn es darum geht, Biere mit dieser Einzigartigkeit anbieten zu können?

Köhler: Die 1869 gegründete Landskron Brauerei gehört zu den ältesten produzierenden Industriedenkmälern Deutschlands. Unsere größte Herausforderung ist es, die Historie unserer Braukunst zu bewahren. Gleichzeitig beschäftigen uns die Anforderungen der heutigen Zeit intensiv. Ob die gestiegenen Rohstoff- oder die gestiegenen Energiepreise – die Entwicklungen an den Märkten bereiten uns große Sorgen. Ein weiteres wichtiges Thema ist natürlich Nachhaltigkeit. Auch hier wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten mit der Zeit gehen, um weiterhin qualitativ hochwertiges Bier zu brauen ...

Faustmann: ... das ist unsere eigentliche Stärke, die sich zum einen in den DLG-Auszeichnungen widerspiegelt, aber auch in der hohen Nachfrage durch die Verbraucher. Landskron verzeichnete 2021 trotz der Pandemie das erfolgreichste Geschäftsjahr im Flaschenabsatz seit 21 Jahren. Auch mit eingeschränkter Gastronomie konnten wir im Gesamtabsatz das beste Ergebnis seit 17 Jahren erzielen.

„Trotz der Pandemie verzeichneten wir 2021 das erfolgreichste Geschäftsjahr im Flaschenabsatz seit 21 Jahren.“

Sie gehören zu den wenigen Brauereien dieser Größe in Deutschland, die Biere noch mit offener handgeführter Gärung brauen – so, wie es früher üblich war. Das klingt schon fast nach Craft-Bier ...

Köhler: Man hört ja heute viel über die Craft-Bier-Szene. Immer mehr kleine Brauereien wagen den Schritt zu einem Sortiment mit individuellen Biersorten. Und wenn Sie so wollen, brauen wir unter diesem Gesichtspunkt seit über 150 Jahren Craft-Bier.

Faustmann: Genau das ist es, was wir hier machen: Echtes Handwerk nach traditioneller Braukunst. Im Gegensatz zu industriellen Brauereien mit computergesteuerten Anlagen werden bei Landskron alle Biere von Hand durch erfahrene Braumeister geführt. Über die Ausrichtung der Produkte entscheiden dabei die Braumeister gemäß geschmacklichen Präferenzen. Besondere Aromen, die kennzeichnend für jedes Bier sind, lassen sich so während des Brauprozesses herausarbeiten.

„Das Reinheitsgebot ist nach wie vor das Nonplusultra und steht für das Qualitätsversprechen deutscher Biere.“

Sie hatten das deutsche Reinheitsgebot bereits angesprochen. Ist Brauen nach dieser Vorgabe heute noch aktuell?

Köhler: Keine Frage, das Reinheitsgebot ist nach wie vor das Nonplusultra und steht für ein Qualitätsversprechen, das der Konsument bis zum heutigen Tag mit den deutschen Bieren verbindet. Doch auch wir bieten mit unserem Pupen-Schultzes Schwarzes eine besondere Spezialität, bei der wir bewusst auf das Reinheitsgebot verzichten. Dies bietet uns die Möglichkeit zu experimentieren, uns abzugrenzen, und letztendlich auch dem gesamten Spektrum am Markt gerecht zu werden.

Mit welche neuen Geschmackstrends beschäftigen Sie sich aktuell?

Köhler: Natürlich beobachten wir permanent den Markt und sehen, dass das Produktfeld der hellen Biere weiter am Wachsen ist. Deshalb haben wir unser Lausitzer Kindl, ein unfiltriertes Helles, neu an den Start gebracht. Dabei handelt es sich um eine historische Marke der Brauerei Landskron, die seit 1894 patentrechtlich geschützt ist.

Faustmann: Wir wollen damit vor allem den Wunsch nach hellen Bieren, der nach wie vor überwiegt, bedienen. Denn Craft-Biere schmecken häufig extrem stark und bitter. Die Auswahl an Personen, die dies bevorzugt, ist vergleichsweise überschaubar.

Köhler: Zudem versprechen wir uns im Bereich der hellen Biere noch weiters Wachstum. Und wir sehen auch noch andere Potenziale, die wir an dieser Stelle natürlich nicht alle verraten wollen.